Wir dokumentieren einen Beitrag, der am 07. Juni 2023 auf de.indymedia.org von anonym erschienen ist. Mit einem Solifoto und einem Text reagieren Genoss:innen aus Erfurt auf das Urteil im „Antifa Ost“ Verfahren aus Dresden. Dieses wird nicht das letzte seiner Art bleiben, sondern vielmehr Startschuss für weitere Strukturverfahren nach §129 sein. Ebensowenig Einzelfälle waren die Repression und Polizeigewalt am 03. Juni 2023 in Leipzig, dem „Tag X“ nach Prozessende.
Auch in Jena wurde kurze Zeit zuvor (24. Mai 2023) ein Antifaschist zeitweise durch vermummetes SEK verhaftet und es fanden Hausdurchsuchungen statt, wie die Rote Hilfe Ortsgruppe Jena auf ihrem Blog dokumentiert.
Schweine.
Anlass zur Freude sind immerhin die solidarischen und stärkenden Worte, die Schultern zum Anlehnen und Arme zum Einhaken der Genoss:innen:
„Kriminell und hammer solidarisch – wir sind alle §129! Antifa bleibt Handarbeit. Feminismus auch.
Wir senden hammermäßige Grüße aus Erfurt an alle Kompliz:innen und Genoss:innen. Wo auch immer ihr seid.
Kriminell und hammer solidarisch – wir sind alle §129! Antifa bleibt Handarbeit. Feminismus auch.
Wir senden hammermäßige Grüße aus Erfurt an alle Kompliz:innen und Genoss:innen. Wo auch immer ihr seid. Es ist schön so stabile Menschen zu kennen und um sich zu haben – und zu wissen, dass da noch viele mehr sind.
Wir denken an die Mittwoch Verurteilten, an die Eingeknasteten in Budapest, an die Untergetauchten und an die unverzagt Demonstrierenden in Leipzig und anderswo. Wir haben Wut über das Urteil in Dresden, das wie von Anfang an absehbar alle vier Angeklagten Antifaschist:innen einknasten soll. Erwartbar lächerlich wurde ein sogenannter „Antifaschismus” vom Gericht gelobt – wenn er nicht zu konsequent ist. Wir grüßen Lina – bis auf weiteres auf freiem Fuße!
Nach dem Urteil hat sich der Repressionsapparat weiter von seiner besten Seite gezeigt. Antifaschistischer Protest wird verboten, Antifa nimmt sich trotzdem die Straßen, Bullenhorden jagen, kesseln, prügeln, knüppeln, pfeffern… Solidarität und Genesungswünsche gehen raus an alle von der Repression Betroffenen, Verletzten oder von etlichen Stunden Kessel durchgefrorenen Leute der letzten Tage! Klein kriegen sie uns nicht.
Die Sehnsucht, nur noch mit der Politcrew zu sein und sich über die eigenen schreienden Gedanken und Gefühle auszutauschen, wuchs in den letzten Tagen und Wochen. Miteinander können wir Schmerz und Aufregung teilen, genauso wie die freudige Erwartung, dass Cops aufs Maul bekommen werden und weglaufen müssen. Auch wenn die Kräfteverhältnisse sehr ungleich sind und der Repressionsapparat allgegenwärtig. Aber auch zwischen engen Maschen sind Lücken.
Auch in Thüringen bricht der Repressionsfrühling gegen Linke wieder an, Razzien und Schnüffelmaßnahmen sprießen aus dem Boden. Doch wir hören nicht auf, die Faschos zu schlagen, wo wir sie treffen. Zu diskutieren haben wir, wen wann wo wie dolle und was dann. #Militanzdebatte
Lernen wir zusammen aus all der Scheiße, aus der Repression, aus unseren Erfolgen und Niederlagen, aus der Gewalt und dem Verrat aus unseren eigenen Reihen gegen unsere Freund:innen. Als feministische Antifaschist:innen machen wir solidarische Praxis nicht mit, sondern gegen Macker, patriarchale Täter und Strukturen!
Zeiten sind hart. Wir können und müssen nicht jeden Tag hart und noch härter sein. Nach so vielen wilden und zermürbenden (Prozess-)Tagen wünschen wir den Kompliz:innen und Genoss:innen fürs Erste bei was auch immer viel Spaß, Erfolg, Durchatmen und Rückhalt Genießen mit den liebsten kriminellen Freund:innen.
Schwarz-lila und rote Herzen.
Passt auf euch auf, wir sehen uns“